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Essays und Vorträge

Fäden, Stoffe, große Wäsche

Textile Motive in Homer’s ›Odyssee‹


Christoph Schmitz-Scholemann

 

 

Vortrag, gehalten Anfang 2016 in Weimar, in einem Kreis von Freundinnen und Freunden der textilen und der literarischen Kunst, im letzten Drittel mit verteilten Rol­len zu sprechen.


I.

Was die Odyssee ist

Unser Thema heute Abend ist die Odyssee. Dabei interessieren uns beson­ders textile Aspekte. Die Odyssee ist eines der Bücher, die das merkwür­dige Schicksal haben, dass sie sehr selten gelesen werden und trotzdem jeder glaubt sie zu kennen. Das ist übrigens nur scheinbar ein Widerspruch. Es gibt ein Buch mit dem Titel: Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat – darin schreibt der französische Literatur­wissenschaftler Pierre Bayard, dass ein Buch mehr und sogar etwas anderes ist als eine Sammlung von spezifisch angeordneten Buchsta­ben, es hat eine geistige Substanz, von der man auch auf andere Weise etwas erfahren und wissen kann als durch Lektüre. Was unsere Umgangssprache über die Odyssee weiß, erkennt man daran, dass das Wort Odyssee heute am häufigsten in seiner übertragenen Bedeutung gebraucht wird. Eine Odyssee ist eine Reise mit vielen Hindernissen und Schwierigkeiten, die endlich doch noch glücklich zum Ziel führt. Und tatsächlich ist genau dies, nämlich eine Reise mit vielen Hindernissen und Schwierigkeiten, die endlich doch noch glücklich zum Ziel führt, der In­halt der Erzählung des Buches, das Odyssee heißt.


II.

Was das Buch erzählt – die Irrfahrten des Odysseus

Die Odyssee ist zusammen mit der Ilias das älteste literarische Kunstwerk Europas. Sie wurde im 8. Jahrhundert vor Christus auf Griechisch niederge­schrieben. Die Geschichte von der Heimkehr des Odysseus ist zusammengesetzt aus Teil- und Untergeschichten, von denen manche auch für sich stehen könnten. Wahrscheinlich spiegeln sich in der Odys­see viele im Volk umlaufende Sagen und Märchen und auch wahre Ge­schichten aus der Zeit der großen und kriegerischen Migrationsbewegun­gen um das 13. Jahrhundert vor Christus.[1] In Griechenland gab es damals bis ins 6./7. Jahrhundert die sog. Aoiden oder Rhapsoden, das waren teils fah­rende, teils in reichen Haushalten festangestellte Sänger, die ihre Ge­schichten bei ausgedehnten Schmausereien vortrugen und sich auf einem Zupfinstrument begleiteten, das vermutlich vier Saiten hatte und so ähn­lich wie eine Leier aussah. Die Sänger hatten ein festes Repertoire, das sich von Generation zu Generation forterbte und dabei veränderte. Zu diesem Repertoire gehörten auch märchenhafte Ge-schichten von herum­irrenden Kriegern und Seefahrern.

Der Held unserer Erzählung ist Odysseus. Odysseus ist ein Bauern­könig aus Ithaka. Dieses kleine hügelige Eiland ist vermutlich identisch mit der gleichnamigen Insel, die heute wie damals im Mittelmeer liegt, und zwar westlich vom griechischen Festland im Ionischen Meer, etwa 100 Kilometer südlich von Korfu. Dort lebte, so will es die Erzählung, um 1200 vor Christus der etwa 25jährige Odysseus mit seiner allenfalls zehn Jahre jüngeren Frau Penelope und seinem noch nicht sprachfähigen Sohn Telemach. Alles war Wohlstand und Frieden, bis eine Abordnung anderer griechischer Helden in einem Hafen der Insel einlief. Diese Män­ner forderten Odysseus auf, mit ihnen zusammen im Interesse der helleni­schen Sache in den Krieg zu ziehen. Nach einigem Hin und Her schloss Odysseus sich den Kriegsfahrern an. Die Reise ging nach Troja. Troja heißt heute Hissarlik und liegt an der türkischen Mittelmeer­küste, etwa 200 Kilometer südwestlich vom Bosporus. Dort herrschte ein Mann namens Priamus. Dessen Sohn Paris hatte einem der griechischen Helden die Frau geraubt, Helena, auf Griechisch ›Hälénä‹, die Leuch­tende, Toch­ter des Zeus, die schönste Frau der Welt. Die griechischen Krieger woll­ten Troja zerstören und Helena wieder nach Griechenland, genauer ge­sagt nach Sparta, zurückholen. Das gelang auch, allerdings dauerte die Belagerung ein ganzes Jahrzehnt. Nachdem alles Schlachten, Morden und Feuerlegen erfolglos blieb, siegten die Griechen schließlich mittels einer von Odysseus erdachten Finte: Sie schleusten ein riesiges hölzernes Ungetüm, nämlich das allseits bekannte trojanische Pferd, in die Stadt ein. In diesem Pferd saßen die kräftigsten griechischen Kämp­fer, denen schließlich die Eroberung Trojas gelang – getreu dem bis heute gültigen politischen Grundsatz, dass man den Gegner am zuverlässigsten von in­nen her zerstört.

Das ist die Vorgeschichte. Unsere Erzählung, nämlich die Odyssee, be­ginnt genau an dem Tag, als die Griechen Troja besiegt hatten. Es ist eine Kriegsheimkehrer-Geschichte. Odysseus sticht mit seinen engeren Gefährten in See, um nach Hause zu segeln und zu rudern. Die zehn Jahre vor Troja waren an Odysseus und vor allem an seinen Leuten nicht spurlos vorüber gegangen. Die traumatisierten Kriegsgesellen waren leichtsin­nig geworden, auch roh, vergnügungssüchtig und streitlustig. Sie überfielen gegen den halbherzigen Widerstand ihres Anführers Odysseus Küstenstädte, raubten Vieh und Gold und Frauen, feierten Trinkgelage an fremden Stränden und erregten durch ihr Treiben den Zorn des Meeres­gottes Poseidon. Der sandte ihnen zur Strafe ungünstige Winde und lenkte sie immer wieder vom Kurs ab. Da Odysseus wegen seiner berühmten Klugheit unter dem besonderen Schutz der Göttin Pallas Athene stand, die ebenfalls sehr klug und zugleich die Erfinderin der Kunst des Webens war, fanden mehrfach hitzige Debatten der Götter statt. Athene und Poseidon stritten über das Schicksal des Odysseus. Zeus traf schließlich eine Kompromissentscheidung. Sie besagte, dass alle Gefähr­ten des Odysseus zu sterben hätten und Odysseus selbst auch mehr­fach dem Tod ins Auge schauen müsse, letztlich aber, nach einem kurzen Abstecher in den Hades, sein Leben retten sollte.

Und so geschah es nach dem Willen der Götter. Odysseus und seine Ge­fährten gerieten von einer Not in die nächste. Ob es der einäugige Riese Polyphem war, der eimerweise Buttermilch säuft und dazu Seefah­rer frisst, oder die beiden Seeungeheuer Skylla und Charybdis – jedes Abenteuer dezimierte die Anzahl seiner Gefährten, bis Odysseus schließ­lich allein auf einer Planke im Meer trieb, auch diese noch verlor und nackt ans Ufer der Insel Scheria gespült wurde – wo ihn ein junges Mäd­chen namens Nausikaa (bedeutet wohl soviel wie Schiffsmädchen) mithilfe ih­rer Mutter Arete (die Wortbedeutung von »arete« umfasst so gut wie jede positive Charaktereigenschaft) rettete. Überhaupt muss man sagen, dass Odysseus bei allem Elend, das ihn traf, sehr viel Glück bei Frauen hatte und das bringt uns dann endlich auch zu unserem engeren Thema, nämlich zu den Textilien. Odysseus hatte es in den zehn Jahren, die seine Reise in Anspruch nahm, mit vier jungen Frauen zu tun, deren Attraktivi­tät wir nicht unterschätzen dürfen. Die erste hieß Circe, mit der er etwa zwei Jahre zusammenlebte, die zweite Kalypso, bei ihr hielt es Odysseus sieben Jahre aus. Die dritte und die vierte habe ich gerade schon erwähnt, Nausikaa und ihre Mutter Arete. Die wichtigste Frau im Leben des Odys­seus ist aber ohne Zweifel Penelope, seine angetraute Ehefrau, von der es in der Odyssee heißt, sie sei bei weitem die klügste unter den tiefgegürte­ten Frauen – Frauen sind in der Odyssee nicht durchweg klug, aber im­mer tiefgegürtet. Und Penelope hat, wie wir sehen werden, eine beson­dere Beziehung zur Weberei, ohne die die Odyssee nicht dieser verspon­nene und spannende und zu Weltruhm gelangte Roman geworden wäre. Zu Penelope kehrt Odysseus am Ende zurück, als Bettler verkleidet, so dass ihn anfangs niemand erkennt außer einem uralten Jagdhund namens Ar­gos, der beim Anblick seines Herrn vor lauter Glück mit dem Schwanz wedelt, die Ohren senkt und sich auf einen Misthaufen legt, wo er so­gleich in aller Bescheidenheit verstirbt, oder, um es in der Sprache der Odyssee zu sagen: »vom schwarzen Schatten des Todes umhüllt wird«.[2] Auf weitere Einzelheiten über die Rückkehr des Odysseus komme ich gleich zurück, vorher will ich noch etwas über die Erzählweise und den Autor der Odyssee sagen.

III.
Wie das Buch erzählt

Die Odyssee ist ein Versepos, nach unseren Begriffen ist sie ein sehr sehr langes Gedicht, es umfasst rund 12.000 Verse, aufgeteilt in 24 sogenannte Ge­sänge. Endreime und Stabreime kannte die griechische Lyrik so gut wie nicht, wohl aber eine große Lust an der Lautmalerei. Zum Beispiel erzählt die Odyssee, dass die Nymphe Kalypso Odysseus Tag und Nacht umschmeichelt, das heißt dann im Original:[3]

»αἰεὶ δὲ μαλακοῖσι καὶ αἱμυλίοισι λόγοισι ϑέλγει«[4]
»immer schmeichelt sie ihm mit sanft liebkosenden Worten«[5]

Vor allem aber gab es rhythmische Regeln, die sehr viel komplexer sind als in den germanischen Sprachen, weil sie die Silben nicht nur nach unbetonten und betonten unterscheiden, sondern außerdem noch nach langen und kurzen. Das – hier cum grano salis beschriebene – Versmaß der Odyssee ist der volkstümliche und vergleichsweise einfache Hexameter. Beim griechischen Hexameter hat jede Zeile sechs lange Silben, denen jeweils zwei kurze oder eine lange unbetonte Silbe folgen. Es entsteht so ein abzählbar rhythmisierter Sprechge­sang, den man gut auswendig lernen konnte; die Silbenzahl war variabel von 12 bis 17 pro Vers. Das erleichterte die Improvisation und schuf die nötige Elastizität für den Ausdruck von unterschiedlichen Gefüh­len – ein feines Gespinst aus zufallsoffenen Regeln. Ich gebe als Beispiel für den Klang die ersten fünf Zeilen der Odyssee, erst auf Grie­chisch und dann in der uns vermutlich am ehesten vertrauten Überset­zung von Johann Heinrich Voß, den Goethe 1802 nach Jena holte, der sich aber schon 1805 nach Heidelberg verabschiedete:

»Ἄνδρα μοι ἔννεπε, Μοῦσα, πολύτροπον, ὃς μάλα πολλὰ
»Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes,

πλάγχϑη, ἐπεὶ Τροίης ἱερὸν πτολίεϑρον ἔπερσε·
Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung,

πολλῶν δ’ ἀνϑρώπων ἴδεν ἄστεα καὶ νόον ἔγνω,
Vieler Menschen Städte gesehn, und Sitte gelernt hat,

πολλὰ δ’ ὅ γ’ ἐν πόντῳ πάϑεν ἄλγεα ὃν κατὰ ϑυμόν,
Und auf dem Meere so viel’ unnennbare Leiden erduldet,

ἀρνύμενος ἥν τε ψυχὴν καὶ νόστον ἑταίρων.«
Seine Seele zu retten, und seiner Freunde Zurückkunft.«

Eine Eigenart des Textes ist für den heutigen Leser ungewohnt, ja vielleicht sogar etwas komisch, sie kam aber aus mnemotechnischen Gründen dem freien Vortrag entgegen. So treten Personennamen und bestimmte Substantive stets mit bestimmten Adjektiven oder Beinamen auf: Odysseus ist z. B. »der herrliche Dulder«, der Schweinehirt Eumaios ist »männerbeherrschend«, das Meer ist oft »weinfarben«[6], wobei man an dunklen Rotwein zu denken hat, Lanzen sind »schattenwerfend«, Rinder »schleppfüßig«, die Göttin Athene ist »lilienarmig« und »glaukopis« zu Deutsch »helläugig, blauäugig« oder, wörtlich »eulenäugig«. Der Text hält außerdem für zahlreiche wiederkehrende Vorgänge des Lebens wie z. B. das Hereinbrechen der Nacht, den Beginn einer Mahlzeit oder den Sonnenaufgang einen Vorrat an feststehenden, oft wiederkehrenden Formulierungen bereit, zum Beispiel ist der Anbruch eines neuen Tages gern wie folgt gekennzeichnet:[7]

»ἦμος δ’ ἠριγένεια φάνη ῥοδοδάκτυλος Ἠώς,«
»Als die dämmernde Frühe mit Rosenfingern erwachte«

Oder wenn jemand zum Ausdruck bringen will, dass sein Gesprächspartner ihm unangemessene Vorwürfe macht, sagt er,[8] wie zum Beispiel Zeus zu seiner Tochter Athene:

»τέκνον ἐμόν, ποῖόν σε ἔπος φύγεν ἕρκος ὀδόντων.«
»Welche Rede, mein Kind, ist entfloh’n dem Zaun deiner Zähne?«

Wenn ein Fremder in einer Runde von Menschen erscheint, was in einem Reiseabtenteuer naturgemäß sehr oft vorkommt, so lautet die erste Frage regelmäßig:[9]

»τίς πόϑεν εἰς ἀνδρῶν; πόϑι τοι πόλις ἠδὲ τοκῆες;
»Wer, wes Volkes bist du? und wo ist deine Geburtsstadt?

ὁπποίης τ’ ἐπὶ νηὸς ἀφίκεο; πῶς δέ σε ναῦται
Und, in welcherlei Schiff kamst du? Wie brachten die Schiffer

ἤγαγον εἰς Ἰϑάκην; τίνες ἔμμεναι εὐχετόωντο;
Dich nach Ithaka her? was rühmen sich jene vor Leute?

οὐ μὲν γάρ τί σε πεζὸν ὀΐομαι ἐνϑάδ’ ἱκέσϑαι.«
Denn unmöglich bist du doch hier zu Fuße gekommen!«

Was die Erzählstrategie betrifft, so ist die Odyssee ein ziemlich raffiniertes Gebilde. Die Ereignisse werden nicht der zeitlichen Reihung nach berichtet. Es gibt Vorgriffe und Rückblenden, Abschweifungen und Raffungen, Dialoge und Reflexionen, Träume, die sich erfüllen und Berichte, die sich als Lügen herausstellen, dubiose Weissagungen und zauberhafte Märchen, alles ineinander verwoben aber doch gut befestigt in einem Handlungsrahmen, der alle Spannungen zusammenhält. Die Schauplätze wechseln beständig und sogar der Erzähler wechselt. Manchmal erzählt Odysseus selbst aus seinem Leben, andere Teile der Geschichte werden Menschen in den Mund gelegt, die Odysseus auf seinen Reisen trifft, häufig sind es auch Sänger, denen Odysseus incognito begegnet und die ihm, ohne zu wissen, wen sie vor sich haben, von ihm selbst, nämlich Odysseus erzählen, gelegentlich so lange, bis Odysseus in Tränen ausbricht.Der Wortgebrauch der Odyssee ist, was uns nicht überrascht, poetisch. Dabei spielt der für uns interessante Aspekt des Textilen eine besondere Rolle. Wenn einer der Akteure zum Beispiel eine List oder eine Lüge anwendet, und das kommt oft vor, dann kann diese List zwar »erdacht« oder »ersonnen« werden, oft aber heißt es, sie werde »gewoben«, und ganz allgemein »weben« und »spinnen« Menschen und Götter Reden, Gedanken, Absichten, und wenn eine Frau einen Mann für sich gewinnen will, dann kann es sein, dass sie ihn, wie im Deutschen, »umgarnt«. Ja sogar vom Schicksal überhaupt sagt die Odyssee schon im 17. Vers des ersten Gesangs, dass es dem Menschen »zugesponnen«[10] werde. Diesen metaphorischen Gebrauch der Worte »weben« und »spinnen« übertragen dann antike Schriftsteller späterer Epochen auf die Arbeit des Schreibens und Nachdenkens selbst: einen »Weber« nennen Pindar und Sappho den dichtenden Menschen, Platon sagt vom philosophisch gebildeten Staatsmann, er stelle durch »Verflechtung der unterschiedlichen Gemütsarten das herrlichste und beste aller Gewebe her«[11] und Cicero nennt den Redenschreiber einen Weber.[12]


IV.
Wer die Odyssee erzählt und weshalb wir sie nach fast dreitausend Jahren immer noch kennen

Um 720 vor Christus war es vielleicht einer der genannten Sänger, der aus dem mykenisch-griechischen Seemannsgarn eine einzige große Erzählung strickte und sie niederschrieb. Seit dem 6. Jahrhundert vor Christus nennt man diesen Dichter »Homer«.[13] Man liest oft, Homer sei blind gewesen – der einzige Anhaltspunkt ist allerdings, dass einer der Sänger, die in der Odyssee vorkommen, blind ist. Das ist ungefähr so, als wollte man aus dem Roman Dr. Faustus schlussfolgern, Thomas Mann sei Komponist gewesen. In Wahrheit wissen wir kaum etwas über Homer und natürlich ist unter den Altphilologen heftig umstritten, ob es ihn überhaupt gab, und wenn ja, wie viele er war, und wer davon welchen Vers dichtete, oder ob die Odyssee gar keinen Autor hat und sich gewissermaßen selbst geschrieben hat, ob ihre Entstehung sich einer Frühform des crowd-working aller dichtenden Vagabunden verdankt und ob nicht individuelle Autorschaft von literarischen Werken bei Lichte besehen immer und ohnehin eine Fiktion ist. Das soll uns aber nicht stören, wichtig ist, dass unter Homers Namen die Odyssee schon seit dem 7./6. Jahrhundert in Griechenland zum Gemeingut gehörte und immer wieder abgeschrieben wurde, so dass jeder gebildete Grieche und Römer bis ins 5./6. Jahrhundert nach Christus die Geschichten kannte und den Text greifbar hatte oder gar in Teilen auswendig konnte. Im Mittelalter ging die Kenntnis der Odyssee zurück und beschränkte sich schließlich auf die Gelehrten in der Bibliothek von Konstantinopel. Es ist hier ein hohes Lob auf die Zunft angebracht, der unser Gastgeber angehört, nämlich auf die Bibliothekare, die in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten in Alexandria, dann in Konstantinopel, allen Feuersbrünsten und politischen Fehlentscheidungen zum Trotz den Text – und zwar den geschriebenen Text auf handgreiflicher Unterlage – retteten. Die älteste vollständige Abschrift der Odyssee stammt wohl aus dem Konstantinopel des 12. Jahrhunderts. Als die Stadt dann im Jahre 1453 von den Osmanen besetzt wurde, waren es dort tätige griechische Wissenschaftler, die den homerischen Text für Europa retteten, wo er seitdem tausendfach in alle europäischen Sprachen übersetzt wurde, vor zehn Jahren sogar ins Letzeburgische. [14]


V.
Textilien in der Odyssee

Ich komme jetzt allmählich genauer auf unser Thema zu sprechen, also die Textilien. Sie sind in der Odyssee allgegenwärtig, was seinen Sinn hat, denn die auf Seiten der Götter treibende Kraft ist in der Odyssee die blauäugige Göttin Athene, deren Geschäftsbereich die Wissenschaft ist und vor allem die Webekunst.[15] Ich nenne ein paar Beispiele für Textiles in der Odyssee: »Schöne, kunstvolle Linnen« werden da für vornehme Gäste über Lehnstühle gelegt,[16] ehe sich reiche Leute zum Essen setzen; wenn sich Frauen in Gesellschaft von Männern begeben, verhüllen sie ihre Wangen in »weichen glänzenden Schleiern«;[17] prächtige Gewänder machen schön,[18] schlechte zeigen Trauer an;[19] da Kleider immer Einzelanfertigungen sind, können sie für eine gewisse Zeit zur Identifikation von Personen dienen,[20] sie sind ein Zeichen des Reichtums und werden zusammen mit Gold, Öl und alten, balsamischen Weinen in Truhen aufbewahrt,[21] sie werden von Dieben geraubt[22]  und von Männern an schöne Frauen[23] sowie von großzügigen Gastgebern an ihre Gäste verschenkt,[24] besonders, wenn die Gäste gute Nachrichten mitbringen,[25] Armut ist gekennzeichnet durch Mangel an Decken, Kissen und Kleidern,[26] Bettler tragen zerrissene schmutzige Kittel,[27] decken die Scham mit Stofffetzen,[28] sitzen bestenfalls auf Fellen,[29] ansonsten auf Lumpen oder in der Asche,[30] ehrliche arme Leute wie der »männer-beherrschende Sauhirt Eumaios« teilen auch manchmal den Mantel mit anderen ehrlichen armen Leuten,[31] ein schönes Tuch und ein Leibrock wird vornehmen Gästen angelegt, nachdem sie von der Tochter des Hauses oder einer Dienerin gebadet und mit Öl gesalbt worden sind[32] – was übrigens regelmäßig zur Folge hat, dass der gebadete Gast wie ein junger Gott aussieht –, Götter tragen goldene Sandalen, die weiten Ärmel der purpurnen Mäntel, in denen es sich Männer beim Festmahl bequem machen, dienen auch dazu, Tränen der Rührung zu verbergen[33] – und die Griechen der Odyssee sind sehr oft zu Tränen gerührt[34] –; die Betten für die Vornehmen und Reichen sind wohlversehen mit wollenen Tüchern und Decken und purpurnen Polstern,[35] edle Frauen tragen lange Gewänder,[36] verführerische Nymphen wie Calypso oder Circe zum Beispiel schlingen sich um die Hüften goldene Gürtel,[37] manchmal allerdings sind die Kleidungsstücke so aufwendig und schwer, dass sie lästig werden: so zieht Odysseus am Ende seiner Irrfahrten auf Anraten eines göttlichen Wasserhuhns seine Kleider aus, weil sie ihn beim Schwimmen immer wieder in die Tiefe zu ziehen drohen.[38]

Dieser kursorische und unvollständige Überblick umfasst nur die Stellen in der Odyssee, in denen die Textilien eine dienende oder schmückende Rolle spielen. Mit der Allgegenwart des Textilen ist aber zugleich das poetische Umfeld bereitet, mit dem vier zentrale Erzählungen der Odyssee, in deren Mittelpunkt Frauen stehen, wunderschön und vielfältig korrespondieren. Die beiden wichtigsten dieser Geschichten sind die für Odysseus lebensrettende Begegnung mit der Königstochter Nausikaa bei der großen Wäsche und die berühmte Web-List der Penelope.

Um das etwas näher zu erläutern, muss ich zum Inhalt der Odyssee noch ein paar Ergänzungen hinzufügen.

1. Was das Buch erzählt – Penelope tagsüber am Webstuhl

Zur glücklichen Heimkehr eines Kriegsteilnehmers gehört, dass er nach durchlittenen Qualen sein Heim wiederfindet, sein Haus, seine Wirtschaft, sein Personal, seine Kinder und seine Frau. Für sie hat er ja das Ganze getan. Und das Zuhause soll genau so sein, wie es war, als der Held es verließ. Vor allem die Frau soll sehnsuchtsvoll und züchtig gewartet haben. Als Odysseus in den Krieg zog, hatte er seine Frau gebeten, nicht vor Eintritt eines nennenswerten Bartwuchses beim gemeinsamen Sohn Telemach neu zu heiraten. Wartezeit also 15 bis 20 Jahre. Die zweite Seite der Geschichte, die Homer mit den Irrfahrten des Helden eng verflicht und die der Geschichte überhaupt ihren Sinn und ihr Ziel gibt und über die wir bisher kaum gesprochen haben, ist also die Heimat, wo das Leben weitergeht. Über 15, 16 Jahre hinweg ändert sich auf Ithaka nichts: Penelope ist traurig, aber treu, Telemach wächst heran, Laertes, der alte Vater des Odysseus, versorgt die Wirtschaft. Das Personal in Gestalt der rüstigen Haushälterin Eurykleia und des »männer-beherrschenden Sauhirten Eumaios«, tut seine Arbeit und der Hund Argos bewacht den Hof. Schließlich aber neigt sich die Adoleszenz des Telemach sichtbar dem Ende zu. Penelope, seine Mutter, ist mit ihren gut 30 Jahren eine attraktive Frau. Je länger Odysseus fort ist, umso mehr junge Männer scharwenzeln um Haus und Hof. Sie werden alsbald mutiger, ja frecher, nisten sich ein, feiern auf Kosten des Hauses, bestechen die Knechte, verführen die Mägde, fordern Penelope auf, sich einen von ihnen auszusuchen – und was macht Penelope? Ob sie im Herzen wirklich treu ist, darüber streiten die Homerforscher bis heute. Was sie aber sagt, darüber kann es keinen Streit geben, denn Homer hat es aufgeschrieben. Klipp und klar: Sie sagt nicht ja und sie sagt nicht nein, sie sagt vielleicht vielleicht. Den Freiern erklärt sie: Sie werde einen von ihnen heiraten, sie könnten sich mit ordentlichen Brautgeschenken schon mal bewerben. Allerdings, wenn zwischenzeitlich Odysseus zurück-komme, dann ist es eine andere Lage … und überhaupt müsse sie, bevor sie ihre Wahl treffe, noch ein Tuch weben, ein sehr großes Tuch und zwar das Leichentuch für ihren immer älter und gebrechlicher werdenden Schwiegervater Laertes. Sie habe die Wolle dafür schon gesponnen und die Fäden sollten nicht verderben, deshalb sei das Weben vorerst wichtiger und die Freier müssten sich noch gedulden. Und so erzählt uns Homer, dass Penelope ihre Tage verbringt, indem sie webt und weint und weint und webt …

2. Was das Buch erzählt – Frauenbekanntschaften

An dieser Stelle kehren wir noch einmal zu Odysseus zurück, der oft an Penelope denkt, aber doch herausfindet, dass auch andere Frauen weben können, und zwar gar nicht schlecht. Und wenn sie noch nicht weben, dann verstehen sie sich wenigstens auf die große Wäsche.

a. Circe

Noch ziemlich am Anfang seiner Irrfahrten, von den über 70 Gefährten sind noch gut zehn übriggeblieben, strandet die kleine Männer-Schar auf der Insel Aiaia. Dort lebt die Tochter des Sonnengottes. Ihr Name ist Programm: Sie heißt Circe. Sie hat wunderbare Locken und:

»Singend webete Circe den großen unsterblichen Teppich,
Fein und lieblich und glänzend, wie aller Göttinnen Arbeit.«[39]

Angezogen vom anmutigen Gang der Göttin, von ihren Geweben, von ihrem Gesang und überwältigt von ihren Locken nähern sich die Schiff-brüchigen und knien nieder – genau das ist der Augenblick, in dem Circe ihnen süße, berauschende Getränke anbietet und sie mit einer Rute leicht berührt – mit dem Ergebnis, dass die Männer in Wahnsinn verfallen und sich in Schweine verwandeln. Der einzige, dem dieses Schicksal erspart bleibt, ist Odysseus, weil er durch göttlichen Beistand ein Gegengift mit sich führt, Moly, eine Art Knoblauch.[40] Circe ist überrascht und bietet Odysseus an, sie werde seine Freunde wieder zu Menschen machen, wenn er mit ihr ins Bett gehe. Dieses Angebot nimmt Odysseus an und so beginnt ein über einjähriger, äußerst genussvoller Liebes-Aufenthalt auf der Insel Aiaia. Als die Gefährten des Odysseus dann doch zur Weiterfahrt drängen, hat Circe ein Einsehen und lässt die Männer ziehen, nicht ohne sie vorher mit selbstgewebten Kleidern, Tüchern und Decken zu versehen.

b. Kalypso

Noch eine weitere schöne Frau lernt Odysseus kennen. Inzwischen sind alle seine Gefährten umgekommen. Mutterseelenallein landet er auf der Insel Ogygia. Wie lebte er dort?

Homer:
»Weinend saß er am Ufer des Meers. Dort saß er gewöhnlich,
Und zerquälte sein Herz mit Weinen und Seufzen und Jammern,
Und durchschaute mit Tränen die große Wüste des Meeres.«[41]

Aber Odysseus hat auf Ogygia nicht nur geweint. Sonst wäre er nicht sieben Jahre geblieben. Der Grund dafür war wiederum eine Frau, eine Halbgöttin namens Kalypso. Homer sagt uns, wie sie ihre Tage verbrachte:[42]

Homer:
»Vor ihr brannt’ auf dem Herd’ ein großes Feuer, und fernhin
Wallte der liebliche Duft vom brennenden Holze der Ceder
Und des Citronenbaums. Sie sang mit melodischer Stimme,
Emsig, ein schönes Gewebe mit goldener Spule zu wirken.«

Auch Kalypso also eine begnadete Weberin. Das Verhältnis mit Odysseus muss gut gewesen sein. Man pflog regelmäßig und offenbar hochzeremoniell der Liebe. Kalypso scheint auch beim Kochen und beim Wein den Geschmack ihres Helden getroffen zu haben. Und sie konnte sich, was Frauen offenbar schon damals besonders schätzten, mit ihrem Freund offen über Beziehungs-Probleme unterhalten.[43]

Homer:
»Allda setzte der Held auf den Thron sich nieder … auf welchem
… Ihm reichte die heilige Nymphe
Allerlei Speis’ und Trank, was sterbliche Männer genießen;
Setzte sich dann entgegen dem göttergleichen Odysseus,
Und Ambrosia reichten ihr Dienerinnen und Nektar.
Und sie erhoben die Hände zum leckerbereiteten Mahle.
Als sie jetzo ihr Herz mit Trank und Speise gesättigt;
Da begann das Gespräch die hehre Göttin Kalypso:

Kalypso:
Edler Laertiad’, erfindungsreicher Odysseus,
Also willst du mich nun so bald verlassen, und wieder
in dein geliebtes Vaterland gehn? Nun Glück auf die Reise!
Aber wüßte dein Herz, wie viele Leiden das Schicksal
Dir zu dulden bestimmt, bevor du zur Heimat gelangest;
Gerne würdest du bleiben, mit mir die Grotte bewohnen,
Und ein Unsterblicher sein: wie sehr du auch wünschest, die Gattin
Wiederzusehn, nach welcher du stets so herzlich dich sehnest!
Glauben darf ich doch wohl, daß ich nicht schlechter als sie bin,
Weder an Wuchs noch Bildung! Wie könnten sterbliche Weiber
Mit unsterblichen sich an Gestalt und Schönheit vergleichen?

Homer:
Ihr antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:

Odysseus:
Zürne mir darum nicht, ehrwürdige Göttin! Ich weiß es
Selber zu gut, wie sehr der klugen Penelopeia
Reiz vor deiner Gestalt und erhabenen Größe verschwindet;
Denn sie ist nur sterblich, und dich schmückt ewige Jugend.
Aber ich wünsche dennoch und sehne mich täglich von Herzen,
Wieder nach Hause zu gehn, und zu schaun den Tag der Zurückkunft.
Und verfolgt mich ein Gott im dunkeln Meere, so will ich’s
Dulden; mein Herz im Busen ist längst zum Leiden gehärtet!
Denn ich habe schon vieles erlebt, schon vieles erduldet,
Schrecken des Meers und des Kriegs: so mag auch dieses geschehen!
Also sprach er, da sank die Sonne, und Dunkel erhob sich.
Beide gingen zur Kammer der schöngewölbeten Grotte,
Und genossen der Lieb’, und ruheten nebeneinander.«

c. Nausikaa

Die dritte der Frauen, die Odysseus auf seiner Reise das Leben gerettet haben, ist ganz jung, vielleicht noch keine fünfzehn. Nachdem die Halbgöttin Kalypso ihn freigegeben hat, fährt Odysseus in Richtung Ithaka, in einem Sturm muss er sein Floß aufgeben, er reitet auf einer Planke. Als auch diese birst, schwimmt er, die Kleider werden ihm schwer, er legt sie ab und krabbelt in der Morgendämmerung nackt ans Ufer der Phaiaken-Insel. Während Odysseus sich am Strand mit Laub bedeckt und einschläft, liegt Nausikaa, die Tochter des Inselkönigs, im Bett und die Göttin Athene, sagt uns

Homer:
»… schwebte, wie wehende Luft, zum Lager der Jungfrau,
Neigte sich über ihr Haupt, und sprach mit freundlicher Stimme …

Athene:
Liebes Kind, was bist du mir doch ein lässiges Mädchen!
Deine kostbaren Kleider, wie alles im Wuste herumliegt!
Und die Hochzeit steht dir bevor! Da muß doch was Schönes
Sein für dich selber, und die, so dich zum Bräutigam führen!
Denn durch schöne Kleider erwirbt man sich Ruf und Ansehn
Bei den Leuten; auch freun sich dessen Vater und Mutter.
Laß uns denn eilen und waschen, sobald der Morgen sich rötet!
Ich will deine Gehilfin sein, damit du geschwinder
Fertig werdest; denn Mädchen, du bleibst nicht lange mehr Jungfrau.
Siehe, es werben ja schon die edelsten Jüngling’ im Volke
Aller Phäaken um dich; denn du stammst selber von Edlen.
Auf! erinnere noch vor der Morgenröte den Vater,
Daß er mit Maultieren dir den Wagen bespanne, worauf man
Lade die schönen Gewande, die Gürtel und prächtigen Decken.
Auch für dich ist es so bequemer, als wenn du zu Fuße
Gehen wolltest; denn weit von der Stadt sind die Spülen entlegen.

Homer:
Also redete Zeus’ blauäugichte Tochter, und kehrte
Wieder zum hohen Olympos, der Götter ewigem Wohnsitz,

Und der goldene Morgen erschien, und weckte die Jungfrau
Mit den schönen Gewanden. Sie wunderte sich des Traumes.
Schnell durcheilte sie jetzo die Wohnungen, daß sie den Eltern,
Vater und Mutter, ihn sagte; und fand sie beide zu Hause.
Diese saß an dem Herd’, umringt von dienenden Weibern,
Drehend die zierliche Spindel mit purpurner Wolle; und jener
Kam an der Pfort’ ihr entgegen:
Und Nausikaa trat zum lieben Vater, und sagte:

Nausikaa:
Lieber Papa, laß mir doch einen Wagen bespannen,
Hoch, mit hurtigen Rädern; damit ich die kostbare Kleidung,
Die mir im Schmutze liegt, an den Strom hinfahre zum Waschen.

Homer:
Also sprach sie, und schämte sich, von der lieblichen Hochzeit
Vor dem Vater zu reden; doch merkt’ er alles, und sagte:

Alkinoos:
Weder die Maultiere, Kind, sei’n dir geweigert, noch sonst was.
Geh, es sollen die Knechte dir einen Wagen bespannen,
Hoch, mit hurtigen Rädern, und einem geflochtenen Korbe.

Homer:
Also sprach er, und rief; und schnell gehorchten die Knechte …
Und Nausikaa trug die köstlichen feinen Gewande
Aus der Kammer, und legte sie auf den zierlichen Wagen.
Aber die Mutter legt’ ihr allerlei süßes Gebacknes
Und Gemüs’ in ein Körbchen, und gab ihr des edelsten Weins im
Ziegenledernen Schlauch; (und die Jungfrau stieg auf den Wagen;)
Gab ihr auch geschmeidiges Öl in goldener Flasche,
Daß sie sich nach dem Bade mit ihren Gehilfinnen salbte.
Und Nausikaa nahm die Geißel und purpurnen Zügel;
Treibend schwang sie die Geißel: und hurtig mit lautem Gepolter
Trabten die Maultiere los, und zogen die Wäsch’ und die Jungfrau,
Nicht sie allein, sie wurde von ihren Mägden begleitet.

Als sie nun das Gestade des herrlichen Stromes erreichten,
Wo sich in rinnende Spülen die nimmerversiegende Fülle
Schöner Gewässer ergoß, die schmutzigsten Flecken zu säubern;
Spannten die Jungfraun schnell von des Wagens Deichsel die Mäuler,
Ließen sie an dem Gestade des silberwirbelnden Stromes
Weiden im süßen Klee, und nahmen vom Wagen die Kleidung,
Trugen sie Stück für Stück in der Gruben dunkles Gewässer,
Stampften sie drein mit den Füßen, und eiferten untereinander.
Als sie ihr Zeug nun gewaschen und alle Flecken gereinigt,
Breiteten sie’s in Reihen am warmen Ufer des Meeres,
Wo die Woge den Strand mit glatten Kieseln bespület.
Und nachdem sie gebadet und sich mit Öle gesalbet,
Setzten sie sich zum Mahl am grünen Gestade des Stromes,
Harrend, bis ihre Gewand’ am Strahle der Sonne getrocknet.
Als sich Nausikaa jetzt und die Mädchen mit Speise gesättigt,
Spieleten sie mit dem Ball, und nahmen die Schleier vom Haupte.

Und Nausikaa warf den Ball auf eine der Mädchen;
Dieser verfehlte das Ziel und fiel in die wirbelnde Tiefe;
Und laut kreischten sie auf. Da erwachte der edle Odysseus,
Sitzend dacht’ er umher im zweifelnden Herzen, und sagte:

Odysseus:
Weh mir! zu welchem Volke bin ich nun wieder gekommen?
… Bin ich hier etwa nahe bei redenden Menschenkindern?
Auf! ich selber will hin, und zusehn, was es bedeute!

Homer:
Also sprach er, und kroch aus dem Dickicht, der edle Odysseus,
Brach mit der starken Faust sich aus dem dichten Gebüsche
Einen laubichten Zweig, des Mannes Blöße zu decken;
Ging dann einher, wie ein Löwe der Berge, voll Kühnheit und Stärke …
Also ging der Held, in den Kreis schönlockiger Jungfraun
Sich zu mischen, so nackend er war; ihn spornte die Not an.
Furchtbar erschien er den Mädchen, vom Schlamm des Meeres besudelt;
Hiehin und dorthin entflohn sie, und bargen sich hinter die Hügel.
Nur Nausikaa blieb. Ihr hatte Pallas Athene
Mut in die Seele gehaucht, und die Furcht den Gliedern entnommen.
Und sie stand, und erwartete ihn. Da zweifelt’ Odysseus:
Ob er flehend umfaßte die Kniee der reizenden Jungfrau,
Oder, so wie er war, von ferne mit schmeichelnden Worten
Bäte, daß sie die Stadt ihm zeigt’, und Kleider ihm schenkte.
Dieser Gedanke schien dem Zweifelnden endlich der beste.
So wie er war, von ferne mit schmeichelnden Worten zu flehen;
Daß ihm das Mädchen nicht zürnte, wenn er die Kniee berührte.
Schmeichelnd begann er sogleich die schlau ersonnenen Worte:

Odysseus:
Mächtige Herrin, ich knie vor Dir und bete Dich an: …
Bist du eine der Göttinnen, welche den Himmel beherrschen?
Siehe so scheinst du mir der Tochter des großen Kronions
Artemis gleich an Gestalt, an Größe und reizender Bildung!
Bist du eine der Sterblichen, welche die Erde bewohnen?
Dreimal selig dein Vater und deine treffliche Mutter,
Dreimal selig die Brüder! Ihr Herz muß ja immer von hoher
Überschwenglicher Wonne bei deiner Schönheit sich heben,
Wenn sie sehn, wie ein solches Gewächs zum Reigen einhergeht!
Aber keiner ermißt die Wonne des seligen Jünglings,
Der, nach großen Geschenken, als Braut zu Hause dich führet!
… Also bewundre ich dich, und staun’, und zittre vor Ehrfurcht,
Deine Kniee zu rühren! Doch groß ist mein Elend, o Jungfrau!

Homer:
Ihm antwortete drauf die lilienarmige Jungfrau:

Nausikaa:
Keinem geringen Manne noch törichten gleichst du, o Fremdling.
Aber der Gott des Olympos erteilet selber den Menschen,
Vornehm oder geringe, nach seinem Gefallen ihr Schicksal.
Dieser beschied dir dein Los, und dir geziemt es zu dulden.
Jetzt, da du unserer Stadt und unsern Gefilden dich nahest,
Soll es weder an Kleidung, noch etwas anderm, dir mangeln,
Was unglücklichen Fremden, die Hilfe suchen, gebühret.
Zeigen will ich die Stadt, und des Volkes Namen dir sagen:
Wir Phäaken bewohnen die Stadt und diese Gefilde.
Aber ich selber bin des hohen Alkinoos’ Tochter,
Dem des phäakischen Volkes Gewalt und Stärke vertraut ist.

Homer:
Also sprach sie, und rief den schöngelockten Gespielen:

Nausikaa:
Mädchen, steht mir doch still! wo fliehet ihr hin vor dem Manne?
… er kommt zu uns, ein armer irrender Fremdling,
Dessen man pflegen muß. Denn Zeus gehören ja alle
Fremdling’ und Darbende an; und kleine Gaben erfreun auch.
Kommt denn, ihr Mädchen, und gebt dem Manne zu essen und trinken;
Und dann badet ihn unten im Fluß, wo Schutz vor dem Wind ist. 

Homer:
Also sprach sie. Da standen sie still, und riefen einander,
Führten Odysseus hinab zum schattigen Ufer des Stromes,
Wie es Nausikaa hieß, des hohen Alkinoos’ Tochter;
Legten ihm einen Mantel und Leibrock hin zur Bedekkung,
Gaben ihm auch geschmeidiges Öl in goldener Flasche,
Und geboten ihm jetzt, in den Wellen des Flusses zu baden.
Und zu den Jungfraun sprach der göttergleiche Odysseus:

Odysseus:
Tretet ein wenig beiseit’, ihr Mädchen, daß ich mir selber
Von den Schultern das Salz abspül’, und mich ringsum mit Öle
Salbe; denn wahrlich schon lang entbehr’ ich dieser Erfrischung!
Aber ich bade mich nimmer vor euch, ich würde mich schämen,
Nackend zu stehn, in Gegenwart schönlockiger Jungfraun.

Homer:
Also sprach er, sie gingen beiseit’, und sagten’s der Fürstin.
Und nun wusch sich im Strom der edle Dulder Odysseus. …
Und nachdem er gebadet, und sich mit Öle gesalbet;
Zog er die Kleider an, die Geschenke der blühenden Jungfrau.
… Und er ging ans Ufer des Meers, und setzte sich nieder,
Strahlend von Schönheit und Reiz. Mit Staunen sah ihn die Jungfrau.
Leise begann sie, und sprach zu den schöngelockten Gespielen:

Nausikaa:
Höret mich an, weißarmige Mädchen, was ich euch sage!
Nicht von allen Göttern verfolgt, die den Himmel bewohnen,
Kam der Mann in das Land der göttergleichen Phäaken!
Anfangs schien er gering und unbedeutend von Ansehn;
Jetzo gleicht er den Göttern, des weiten Himmels Bewohnern.
Würde mir doch ein Gemahl von solcher Bildung bescheret,
Unter den Fürsten des Volks; und gefiel es ihm selber zu bleiben!
Aber, ihr Mädchen, gebt dem Manne zu essen und trinken.«


VI.
Penelope

Nausikaa sorgt dafür, dass Odysseus bei den Phaiaken gut aufgenommen wird. Nach einigen Tagen bringen sie ihn mit einem ihrer selbstnavigierenden Wunderschiffe auf die Insel Ithaka. Dort sind die Freier immer frecher geworden. Ihnen war aufgefallen, dass Penelope schon verdächtig lange an dem Leichentuch für ihren Schwiegervater Laertes webte. Sie bestechen eine von Penelopes Kammermädchen und erfahren, wie Penelope es über mehrere Jahre fertig brachte, den sausenden Webstuhl der Zeit anzuhalten. Penelope selbst gesteht später:[44]

Penelope:
Die Freier trieben mich immer zur Hochzeit, doch ich ersann eine List
und sagte zu ihnen:
Ihr Jünglinge, die ihr mich liebt, lasst mir Zeit und drängt auf
Meine Vermählung nicht eher, als bis ich den Mantel,
Welcher Laertes zum Leichengewande bestimmt ist, zu Ende gewebt hab.
Denn wenn dem alten Laertes die finstere Stunde mit Todesschlummer umschattet,
So soll hier keiner im Lande sagen, ich ließe den Schwiegervater
uneingekleidet begraben, ihn, der einst so viele beherrschte.
Also sprach ich mit List, und die Freier schenkten mir Glauben.
Und also webte ich immer bei Tage am großen Gewande.
Aber bei Nacht, wenn niemand mich sah, ging ich zum Webstuhl
Und trennte alles beim Scheine der Fackeln auf.
Also täuschte ich sie drei Jahre, und betrog sie.«

Als die Freier von der List erfahren, sind sie entrüstet und drängen auf die finale Entscheidung. Genau in dieser Situation landet Odysseus auf der Insel. Er verkleidet sich als Bettler, kommt zunächst auf dem Lande bei dem gutartigen Schweinehirten Eumaios unter und gibt sich dann seinem Sohn Telemach zu erkennen. Sie beide beschließen, an den Freiern furchtbare Rache zu nehmen. Odysseus besucht seine Frau Penelope, gibt sich aber nicht zu erkennen – was Teil seines Komplotts ist. Der Plan droht zu scheitern, weil Penelope den von ihr als Bettler angesehenen Odysseus von der alten Amme Eurykleia baden lässt. Eurykleia, die einst das Kindermädchen des Odysseus war, erkennt beim Baden ihren Liebling an einer Narbe, die er sich als Kind zugezogen hat.[45]

Homer:
»Diese betastete jetzo mit flachen Händen die Alte,
Und erkannte sie gleich, und ließ den Fuß aus den Händen
Sinken, er fiel in die Wanne; da klang die eherne Wanne,
Stürzt’ auf die Seite herum, und das Wasser floß auf den Boden.
Freud’ und Angst ergriffen das Herz der Alten: die Augen
Wurden mit Tränen erfüllt, und atmend stockte die Stimme.
Endlich erholte sie sich, und faßt ihn ans Kinn, und sagte:

Eurykleia:
Wahrlich du bist Odysseus, mein Kind! und ich habe nicht eher
Meinen Herren erkannt, bevor ich dich ringsum betastet!

Homer:
Aber Odysseus faßte schnell mit der rechten Hand die Kehle der Alten,
Und mit der andern zog er sie näher heran, und sagte:

Odysseus:
Mütterchen, mache mich nicht unglücklich! Du hast mich an deiner
Brust gesäugt; und jetzo, nach vielen Todesgefahren,
Bin ich im zwanzigsten Jahre zur Heimat wiedergekehret.
Aber da du mich nun durch Gottes Fügung erkannt hast,
Halt es geheim, damit es im Hause keiner erfahre!

Homer:
Ihm antwortete drauf die verständige Eurykleia:

Eurykleia:
Welche Rede, mein Kind, entfloh dem Zaun deiner Zähne?
Weißt du nicht selbst, wie stark und unerschüttert mein Herz ist?
Fest, wie Eisen und Stein, will ich das Geheimnis bewahren!«

Nachdem Eurykleia also zum Schweigen vergattert ist, beginnt alsbald ein wirklich schreckliches Rachetribunal. Odysseus, Telemach und der Schweinehirt richten ein Blutbad an. Alle Freier sterben, alle untreuen Hausdienerinnen werden an einer Leine aufgehängt und ihre Leichen flattern wie Wäsche im Wind. Penelope erkennt Odysseus in einem sehr rührenden Dialog über das Ehebett, das Odysseus vor der Hochzeit selbst aus einem Olivenbaum gebaut hat; in einer langen Nacht weinen sich die beiden nach Herzenslust aus, und ganz am Schluss geht Odysseus aufs Feld, wo er seinen alten Vater Laertes findet, der die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit seinem Sohn längst aufgegeben hat.

Homer:
»Und den alten Laertes fand Odysseus im schöngeordneten Fruchthain.
Um ein Bäumchen die Erd’ auflockern. Ein schmutziger Leibrock
Deckt’ ihn, geflickt und grob; und seine Schenkel umhüllten
Gegen die ritzenden Dornen geflickte Stiefeln von Stierhaut;
Und Handschuhe die Hände der Disteln wegen; die Scheitel
Eine Kappe von Ziegenfell: so traurte sein Vater.
Als er ihn jetzo erblickte, der herrliche Dulder Odysseus,
Wie er vom Alter entkräftet und tief in der Seele betrübt war;
Sah er ihm weinend zu im Schatten des ragenden Birnbaums …«

Odysseus will den Vater überraschen und erzählt ihm zuerst eine Lügengeschichte: Er sei ein Reisender, der zufällig nach Ithaka gekommen sei und seinen alten Freund Odysseus suche. Laertes antwortet, sein einziger Sohn sei längst tot, der liebe Odysseus:

Laertes:
»… den fern von der Heimat und seinen Geliebten
Schon die Fische des Meeres verzehreten, oder zu Lande
Vögel und Tiere zerrissen! Ihn hat die liebende Mutter
Nicht einkleidend beweint, noch der Vater, die wir ihn zeugten;
Noch sein edles Weib, die keusche Penelopeia,
Schluchzend am Sterbebette des lieben Gemahles gejammert,
Und ihm die Augen geschlossen: die letzte Ehre der Toten! … 

Homer:
Sprach’s; und siehe er nahm mit den Händen des dürren Staubes, und streut’ ihn
Über sein graues Haupt, und weint’ und jammerte herzlich.
Aber Odysseus ergrimmte im Geist, und es schnob in der Nase
Ihm der erschütternde Schmerz, beim Anblick des liebenden Vaters.
Küssend sprang er hinzu mit umschlingenden Armen, und sagte:

Odysseus:
Vater, ich bin es selbst, mein Vater, nach welchem du fragest,
Bin im zwanzigsten Jahre zur Heimat wiedergekehret!
Darum trockne die Tränen, und hemme den weinenden Jammer!

Homer:
Ihm antwortete drauf sein alter Vater Laertes:

Laertes:
Bist du denn wirklich, mein Sohn Odysseus, wiedergekommen;
Lieber, so sage mir doch ein Merkmal, daß ich es glaube!

Homer:
Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus:

Odysseus:
Erstlich betrachte hier mit deinen Augen die Narbe,
Die ein Eber mir einst mit weißem Zahne gehauen,
Ferne von hier am Parnassos: denn du und die treffliche Mutter
Sandtet mich dort zu Autolykos hin, die Geschenke zu holen,
Die mir bei der Geburt ihr besuchender Vater verheißen.
Jetzo will ich dir auch die Bäume des lieblichen Fruchthains
Nennen, die du mir einst auf meine Bitte geschenkt hast;
Denn ich begleitete dich als Knab’ im Garten; wir gingen
Unter den Bäumen umher, und du nanntest und zeigtest mir jeden.
Dreizehn Bäume mit Birnen, und zehn voll rötlicher Äpfel
Schenktest du mir, und vierzig der Feigenbäume. …

Homer:
Also sprach er; und jenem erzitterten Herz und Kniee,
Als er die Zeichen erkannte, die ihm Odysseus verkündet.
Seinen geliebtesten Sohn umarmend, sank er in Ohnmacht
An sein Herz; ihn hielt der herrliche Dulder Odysseus.
Als er zu atmen begann, und sein Geist dem Herzen zurückkam;
Da erhub er die Stimme, und rief mit lautem Entzücken:

Laertes:
Vater Zeus! ja noch lebt ihr Götter im hohen Olympos!«


VII.
Schlusswort

Man hat mir vielleicht angemerkt, dass ich ein Freund der Odyssee bin. Trotzdem höre ich jetzt auf, obwohl noch unendlich viel zu sagen wäre. Man kann vielleicht einwenden, meine Beobachtungen zu Textilien in der Odyssee seien letztlich wenig überraschend, ja sogar banal. Schließ­lich sei das Geschäft der Frauen in der damaligen Zeit eben durchweg stark von Bekleidungsfragen geprägt gewesen und das der ägäischen Män­ner von Lanzenkunde und Nautik. Ich glaube, das trifft zu. Aber Homers Kunst, wenn nicht die Kunst des Dichters überhaupt, besteht gerade darin, von dem zu sprechen, was jeder kennt, von Badewannen und Spindeln, und damit zugleich und eigentlich die großen Menschheitsthemen zu berühren, seien es Flucht oder Kriegsheimkehr, Eifersucht oder Hass, Hunger, Seenot, Inseldasein und Verführung, Al­ter, Armut, Unterweltsbesuch, Vatersuche, Hass, Erotik, Dichtung und natürlich Liebe. Und vielleicht ist das alles oder wenigstens die Liebe manchmal auch eine Bekleidungsfrage und das Dichten, wie Sappho sagte, immer ein Weben.

 


Anmerkungen:

[1]    Nämlich um 1200 vor Christus, als Völker aus dem Norden ins griechische Festland einfielen und die jonische Urbevölkerung ihrerseits an die kleinasiatische Mittelmeerküste floh.
[2]    Od. 17, 291 ff.
[3]    Od. 1, 56.
[4]    Die Frage, wie man Altgriechisch zu Homers Zeiten aussprach, dürfte sich mangels primärer Beweismittel heute nicht mehr klären lassen. Der Gedanke, dass man, wie es im Neugriechischen anscheinend der Fall ist, alle Diphtonge, die ein jota enthalten, mehr oder weniger unterschiedslos mit dem Lautwert eines langen deutschen i zu sprechen hätte, gefällt mir nicht besonders, auch wenn er von muttersprachlichen Griechen favorisiert werden sollte.
[5]    Für die Zwecke dieses Vortrags habe ich die deutsche Übersetzung von Johann Heinrich Voß (1751–1826) gewählt. Sie ist für den heutigen Sprachgeschmack nicht ganz so leicht direkt verständlich wie einige der modernen Versionen; eben diese gewisse Fremdheit, verbunden mit der fast gesanglichen Rhythmik und der sprachlichen Würde, bietet aber, so hoffe ich, für den Literaturfreund des 21. Jahrhunderts ein gutes Äquivalent für den Genuss, den die alten Griechen am gesungenen Text gehabt haben mögen.
[6]    Πλέων ἐπὶ οἴνοπα πόντον ἐπ ἀλλοθρόους ἀνθρώπους – zu lesen über dem Eisernen Steg in Frankfurt am Main.
[7]    Od. 9, 152.
[8]    Od. 1, 64.
[9]    Od. 1, 170.
[10]   τῷ οἱ ἐπεκλώσαντο ϑεοὶ οἶκόνδε νέεσϑαι.
[11]   Platon, Politikos 308b–311c.
[12]   Anna Stenmanns, Penelope in Drama, Libretto und bildender Kunst der frühen Neuzeit, Münster 2013, S. 34 ff.
[13]   Manche sagen, das heiße auf Deutsch »Versprechen«; in Wilhelm Gemolls 1908 zuerst erschienenem Griechisch-Deutschen Schul- und Handwörterbuch (7. Auflage 1959) steht: Gatte und Bürgschaft; jedenfalls scheint es ein aus zwei Wurzeln gewachsenes Wort zu sein, hom- ›gleich‹ und ar- ›fügen, passen(d machen)‹.
[14]   Dem Homeer seng Odyssee op lëtzebuergesch. Iwersat aus dem altgriechischem vum Henri Muller. 6 vol., 2008.
[15]   Od. 20, 72; Athene musste sich diesen Status erkämpfen, was, wie wir von Ovid wissen, im Wettstreit mit Arachne geschah; als Athene gesiegt hatte, ließ sie Arachne (die ein respektloses Bild der olympischen Götter gewebt hatte) zwar am Leben, verwandelte sie aber in eine Spinne, Ovid, Metam. 6, 1–145.
[16]   Od. 1, 131; 8, 96 und öfter.
[17]   Od. 1, 334; 16, 416; 18, 209; 21, 65.
[18]   Od. 16, 199.
[19]   Od. 24, 96: Odysseus findet seinen traurigen Vater Laertes bei der Landarbeit mit geflickten Stiefeln und einer Kappe aus Ziegenfell.
[20]   Od. 19, 218 ff. 23, 95: wenn einer das Falsche anhat, wird er verkannt.
[21]   Od. 2, 338 ff.: Aber Telemachos stieg ins hohe weite Gewölbe / Seines Vaters hinab, wo Gold und Kupfer gehäuft lag, /Prächtige Kleider in Kasten, und Fässer voll duftendes Öles. / Allda stunden auch Tonnen mit altem balsamischen Weine, / Welche das lautre Getränk, das süße, das göttliche, faßten …
[22]   Od. 14, 341 ff.
[23]   Od. 3, 274: Aigisthos verführt Klytemnestra mit süßen Worten, Gold und feinem Gewebe; Od. 18, 291 ff.: die Geschenke der Freier für Penelope: »ein prächtiges blumengesticktes/ Großes Frauengewand: zwölf schöne goldene Häklein / Waren daran, und faßten in schöngebogene Ösen. / Für Eurymachos bracht’ er ein köstliches Halsgeschmeide, / Lauteres Gold, mit Ambra besetzt, der Sonne vergleichbar. / Für Eurydamas brachten zwei Ohrgehenke die Diener, / Dreigestirnt, und künstlich gemacht, mit strahlender Anmut. / Aus Peisandros’ Palast, des polyktoridischen Königs, / Brachte der Diener ein reiches und lieblichschimmerndes Halsband.«
[24]   Od. 5, 38; 8, 390; 8, 440; 13, 10; 15, 103 ff.: »und Helena trat zu den Kisten, /Wo sie die schönen Gewande verwahrt, die sie selber gewirket. / Eines von diesen nahm die Königin unter den Weibern, / Welches das größeste war und reichste an künstlicher Arbeit: / Hell wie ein Stern, so strahlt’ es, und lag von allen zu unterst.« 14, 320: »manchmal muss man als Gast den Gastgeber allerdings erst auf die Idee bringen, einen schönen Mantel rauszurücken, so macht es Odysseus mit dem göttlichen Sauhirten Eumaios.« Od. 14, 459 ff.
[25]   Od. 14, 132; 17, 550.
[26]   Od. 3, 348.
[27]   Od. 13, 430; 18, 4119, 72.
[28]   Was andererseits die, soweit vorhanden, Schönheit und Kraft ihrer Lenden betont, Od. 18, 66.
[29]   Od. 19, 101.
[30]   Od. 8, 160.
[31]   Od. 14, 510 ff.
[32]   Od. 3, 465; 4, 48; 8, 440; 17, 85.
[33]   Od. 4, 115.
[34]   Z. B. Od. 7, 260,
[35]   Od. 4, 295; sogar im Schiff auf der Überfahrt von der Phäakeninsel nach Ithaka wird Odysseus auf Pfühlen unter warmen Decken gebettet: 13, 73.
[36]   Od. 4, 305.
[37]   Od. 5, 232; 10, 545.
[38]   Od. 5, 335 ff.
[39]   Od. 10, 222.
[40]   Der heutige Botaniker spricht von »Zierlauch« oder »schwarzem Lauch« lat. allium nigrum.
[41]   Od. 5, 82.
[42]   Od. 5, 59.
[43]   Od. 5, 195 ff.
[44]   Od. 19, 137.
[45]   Od. 19, 467.

 

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