»Blumen vor Gericht«. Ein unterhaltsamer Streifzug im Grenzgelände von Liebe, Recht und Literatur (15.04.22)
Vor einigen Wochen ist im Elsinor-Verlag (Coesfeld) ein Buch mit dem Titel »Blumen vor Gericht« erschienen. Es versammelt Essays, die ich zu den oft hochunterhaltsamen Fragen auf der Grenze zwischen Literatur, Recht und Liebe geschrieben habe.
Worum geht es? Meinungsfreiheit und Sprechverbote spielen eine Rolle, vom Plagiat bis zur Zensur, vom Urheberrecht bis zur Kunstfreiheit, von Catcalling bis Cancel Culture, von Sugar-Daddies als Arbeitgebern bis zu Rechtsproblemen im Honeymoon. Dabei war es mir wichtig, kein Thesenpapier mit wohlfeilen Parolen und Appellen aufzuschreiben. Ich wollte vielmehr das Flimmernde und Skurrile, mal Grausige und oftmals auch Komische der anscheinend nie zu Ende gehenden Gefechte um die Freiheit des Einzelnen und die moralischen und rechtlichen Ansprüche von Staat und Gesellschaft anschaulich machen. Deshalb enthält das Buch viele kleinere und größere Geschichten, manchmal in Dialoge aufgelöst, aus denen die rechtlichen Erkenntnisse gewissermaßen als Beifang zu gewinnen sind: Gerichtsprozesse, das habe ich in 35 Jahren als Richter gelernt, haben mehr Ähnlichkeiten mit Theaterstücken als man denken möchte.
Und mit etwas Glück sind die Konflikte zwischen Kreativen und Gesetzeshütern gerne auch mal produktiv. Dann kann aus einem Prozess große Kunst werden, vor allem, wenn sich die Liebe einmischt: Goethes »Clavigo«, Mozarts »Figaros Hochzeit« und Rossinis »Barbier von Sevilla« verdanken ihre Entstehung einem Pariser Skandal-Prozess, durch den der königliche Uhrmacher, Waffenhändler und Frauenbeplauderer Pierre Augusin Caron de Baumarchais zum Dichter und Goethe zum Plagiator wurde.
Für das überaus erhellende Vorwort danke ich Thomas Geiger, dem Programm-Kurator des Literarischen Colloquiums Berlin, der zugleich Herausgeber und Redakteur der Zeitschrift »Sprache im technischen Zeitalter« ist.
In der Rubrik »Audios« auf dieser Webseite kann die geneigte Leserin ein Gespräch über das Buch hören, zu dem mich Jens Kirsten und Wolfgang Haak für Radio Lotte vor Kurzem eingeladen haben. Dabei habe ich auch einige Passagen aus dem Band vorgelesen. Eine Leseprobe aus dem Buch werde ich mit dem nächsten Blog online stellen.
Christoph Schmitz-Scholemann, Blumen vor Gericht, Essays zu Liebe, Recht und Literatur. Vorwort von Thomas Geiger. Elsinor Verlag, Coesfeld, »Elsinor Essay«. Januar 2022. 192 Seiten, Klappenbroschur. 16,00 Euro. ISBN 978-3-942788-62-5