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Das Lieblingsgedicht eines Nobelpreisträgers – ein Kinderlied (15.09.23)

Στίχοι

Φεγγαράκι μου λαμπρό
Φέγγε μου να περπατώ
Να πηγαίνω στο σχολειό,
Να μαθαίνω γράμματα,
γράμματα σπουδάγματα,
Του Θεού τα πράγματα,
Ραψίματα, κεντήματα,
Του θεού θελήματα.

Reime

Leuchte mir, mein Leuchtelicht,
Lieber Mond, vergiss mich nicht,
Leuchte mir und jedem Kinde,
Dass ich meine Schule finde,
Dass ich gerne
Schreiben lerne,
Zahlen und Buchstaben,
Gottes gute Gaben.
Stricken, Häkeln, Handarbeit,
Dass der liebe Gott sich freut.

Dieses griechische Kinderlied war eines der Lieblingsgedichte des im Jahre 1900 in Izmir (Smyrna) geborenen Schriftstellers Giorgos Seferis. Er war ein brillanter Jurist und arbeitete 40 Jahre lang im diplomatischen Dienst seines Heimatlandes. Mit seiner nebenberuflichen Arbeit als Dichter wurde er berühmt und erhielt vor 60 Jahren als erster Grieche den Nobelpreis für Literatur. In seiner Dankesrede zitierte er das oben wiedergegebene Kinderlied.

Um die Bedeutung des Lieds und des darin besungenen Mondlichts zu erfassen, ist es nützlich zu wissen, dass weite Teile des heutigen Griechenlands jahrhundertelang unter wechselnden Fremdherrschaften litten. Das ging mit einer Unterdrückung der griechischen Sprache und des christlichen Volksglaubens einher. Es wird berichtet, dass viele griechische Kinder zu dieser Zeit nachts heimlich in – zum Teil unterirdisch versteckt gelegene – Schulräume gingen, um Griechisch zu lernen, gewiss auch, um in dieser Sprache beten zu können.

Seferis war als Jurist ein eher konservativ denkender Mensch, er war sehr gebildet, liebte aber die einfache, poetische Sprache der Tavernen und des Markts. Er verurteilte das gegen Ende der 60er Jahre in Griechenland an die Macht gekommene faschistische Obristen-Regime in einer denkwürdigen Radio-Ansprache aus dem Exil in London. Als er seinen Tod nahen fühlte, kehrte er nach Athen zurück und starb am 20. September 1971. Dem Trauerzug durch Athen folgten zehntausende Menschen. Sie sangen ein Lied des Dichters, das Mikis Theodorakis vertont hat:

Λίγο ακόμα

Λίγο ακόμα θα ιδούμε
Λίγο ακόμα θα ιδούμε
Τις αμυγδαλιές ν’ανθίζουν
Τις αμυγδαλιές ν’ανθίζουν

Λίγο ακόμα θα ιδούμε
Λίγο ακόμα θα ιδούμε
τα μάρμαρα να λάμπουν, να λάμπουν στον ήλιο
κι η θάλασσα να κυματίζει…

Nicht mehr lang

Nicht mehr lang und wir sehn
Nicht mehr lang und wir sehn
Die Mandeln werden blühn
Die Mandeln werden blühn.

Nicht mehr lang und wir sehn
Nicht mehr lang und wir sehn
Der Marmor wird leuchten, leuchten in der Sonne
Und das Meer wird wogen und schäumen…

Wenige Jahre nach dem Tod von Georgios Seferis kam die Demokratie nach Griechenland zurück.

Hier geht es zu einem Kalenderblatt, das ich für den Deutschlandfunk zum 50. Todestag von Georgios Seferis geschrieben habe:

 

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