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Der Naschkater und der Fußball (15.8.19)

Fußball ist keine Sache von Leben und Tod – Fußball ist ernst.
Bill Shankley (schottischer Fußballspieler, 1913–1981) zugeschrieben

In Spanien tobt gerade ein erbittert ernst geführter Rechtsstreit. Es geht um Freitags- und Montagsspiele im Erstliga-Profifußball der am 17. August 2019 beginnenden Saison 2019/2020. In Deutschland sind Freitagsspiele seit einiger Zeit üblich. Montagsspiele wurden vor zwei Jahren eingeführt und werden bald wieder abgeschafft. Die meisten Fans sind gegen Montagsspiele, weil sie das Gefühl haben, es gehe nicht mehr um den Fan im Stadion und das Gemeinschaftserlebnis Fußball, sondern nur noch ums große Geld. So sieht es auch Luis Rubiales, der Präsident der Real Federación Española de Fútbol (RFEF, königlich-spanische Fußballverband). Anders sehn es die großen Vereine und »LaLiga«, eine Institution, die, wie in Deutschland die DFL, den Profifußball vermarktet. LaLiga-Präsident Javier Tebas sagt: Liga und Vereine brauchen das Geld, um den spanischen Fußball attraktiv und konkurrenzfähig zu halten.

Dass so etwas vor Gericht kommen kann, dürfte den ein oder anderen wundern. Es liegt daran, dass die spanischen Gesetze weder deutlich genug schweigen noch klar genug sprechen. So ist nicht explizit geregelt, wer die Temine für die Ligaspiele festlegt, LaLiga oder Fußballverband. Nach einem königlichen Dekret vom 30. April 2015 über die Verwertung der Fernsehübertragungsrechte von Profi-Fußballspielen einerseits und dem Sportgesetz aus dem Jahre 1990 kann LaLiga (als Vertreter der wirtschaftlichen Interessen) zwar an sich die Spiele vermarkten und, da die Preise für Übertragungsrechte auch von den Sendeterminen abhängen, wohl auch Tag und Uhrzeit der Spiele bestimmen. Die Gesetze sagen aber auch, dass dem Fußballverband (als Vertreter der rein sportlichen und der Fan-Interessen) ein nicht näher definierter Einfluss bleiben muss.

Also setzte LaLiga den Spielplan fest, einschließlich Montagsspielen. Der Fußballverband verlangte die Absetzung der Montags- und Freitagstermine. Nachdem alle Einigungsversuche gescheitert waren, hat nun am 9. August 2019 das Gericht in Madrid entschieden. Und zwar in Person des Richters Andres Sanchez-Magro, der mit Sicherheit die bunteste Figur in der Sache ist. Viele spanische Zeitungen widmen sich derzeit dem »Mann, der Spanien in Atem hält«. Um es kurz zu machen: Herr Sanchez-Magro, Vorsitzender der 2. Kammer des Handelsgerichts Madrid, ist ein überaus vielseitiger Mann mit dem melancholischen Blick eines Flamencotänzers und dem geschmeidigen Auftritt eines etwas aus dem Leim gegangenen Torreros. Dass er begeisterter Fußballanhänger ist und regelmäßig ins Stadion geht, ist noch nicht so besonders aufregend. Aber er liebt auch den – in manchen Kreisen verpönten – Stierkampf, ferner hat er eine Gourmet-Sendung im Radio (»El Gato Gourmet« – frei übersetzt „Der Nasch-Kater“), er tritt als Fernsehmoderator auf, schreibt Bücher über Wein und Konkursrecht, ist Universitätsprofessor, Karikaturist, Literaturkritiker und schließlich ein ausgewiesener Kenner und Liebhaber der Literatur des 20. Jahrhunderts. Man könnte meinen, ein Richter mit einem so weiten geistigen Blickfeld müsste ein salomonisches Urteil gefunden haben.

Und genauso ist es auch: Die Zuständigkeit für die Festsetzung der Spieltermine liegt ausschließlich bei LaLiga, heißt es in der vorläufigen Entscheiung des Richters vom 9. August 2019. Aber: Die Festsetzung muss im Einvernehmen mit dem spanischen Fußballverband stattfinden. Solange sich Fußballverband und LaLiga nicht einigen – respektive keine endgültige Entscheidung getroffen ist – gilt: Freitagsspiele können stattfinden, Montagsspiele sind verboten.

Der Präsident des spanischen Fußballverbandes Luis Rubiales twitterte: »Der Wunsch der Fans geht in Erfüllung!« LaLiga dagegen will gegen die Entscheidung des Richters Rechtsmittel einlegen: Das Verbot der Montagsspiele bedeute einen Verlust von 200 Millionen Euro für die Vereine, sagte ihr Präsident Javier Tebas, dessen Rücktritt wiederum der Fußballverband verlangt. Die großen Geldgeber, nämlich die Fernsehsender, haben sich – Stand 10.8.19 – nicht geäußert. Anscheinend hat es ihnen die Sprache verschlagen.

(Fortsetzung folgt! Höchstwahrscheinlich.)

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