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Ein Gedicht (15.12.21)

 

Zwischen alten Reiseunterlagen fand ich dieser Tage einen vergilbten Zeitungsausschnitt aus einer spanischen Zeitung. Er enthält das untenstehende kurze Gedicht ohne Titel, das ich – mit vorausgesetztem Einverständnis des Autors José Fernández de la Sota – übersetzt habe. De la Sota wurde 1960 in Bilbao geboren, schreibt außer Gedichten auch Erzählungen und Essays und arbeitet als Kulturjournalist. Er hat mehrere Literaturpreise erhalten und genießt in Spanien hohes Ansehen. Mir schienen seine Worte zum Ende eines Jahres zu passen, in dem kein Mangel war an Versprechungen, die der Wind der Zeit mit sich nahm, und auch nicht an gehässigen, verletzenden Worten.

Ojalá con el tiempo
sólo quede lo bueno, que los aňos
arrasen la memoria de los días
de miseria y que el viento,
igual que se llevó nuestras promesas,
se lleve las palabras alevosas
con que nos golpeamos
hast hacernos sangrar.
Que el corazón descanse y que la lluvia
borre la ultima huella
de la última batalla.

Ach, dass mit der Zeit
Nur das Gute bleiben möge, dass die Jahre
Hinwegfegen die Erinnerung an die Tage
Des Jammers und dass der Wind,
So wie er unsere Versprechen mit sich genommen hat,
Auch unsere gehässigen Worte fortträgt,
Mit denen wir uns geschlagen haben
Bis aufs Blut.
Damit das Herz sich ausruhen kann und der Regen
Die letzte Spur
Der letzten Schlacht tilgt.

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