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»Körper und Seele« (15.03.24)

Von Khalil Gibran*

Ein Mann und eine Frau saßen am Fenster und der Frühling schaute herein. Sie saßen nah beieinander. Und die Frau sagte: »Ich liebe Dich. Du siehst hübsch aus, Du bist reich und immer gut angezogen.«

Und der Mann sagte: »Ich liebe Dich. Du bist ein wunderschöner Gedanke, etwas, das zu fein ist, um es in der Hand zu halten, Du bist ein Lied in meinen Träumen.«

Aber die Frau ärgerte sich und ging weg und sagte: »Mein Herr, bitte verlassen Sie mich auf der Stelle. Ich bin kein Gedanke, ich bin nichts, das in Ihre Träume passt. Ich bin eine Frau. Es wäre mir lieber, wenn Sie mich begehrten, als Frau und Mutter ungeborener Kinder.«

Und sie trennten sich.

Und der Mann sprach zu seinem Herzen: »Zu schade, so hat sich schon wieder ein Traum im Nebel aufgelöst.«

Und die Frau sagte: »Was soll ich nur von einem Mann halten, der mich in einen Traum und in einen Nebel verwandelt?«

* Khalil Gibran wurde 1883 in Bsharri (Libanon) geboren und starb 1931 in New York. Einen kurzen Blick auf Leben und Werk gewährt ein kleiner Film, der in der Arte-Mediathek abrufbar ist:

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