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Gedichte

Mein Café

 

Dich werde ich nie vergessen!
Niemand in meinem Leben
War meiner Mutter so ähnlich wie Du,
Mein Café!

Mit Bleistift und Spiralblock
Saßen diese beiden Tisch am Tisch:
Der Tiefsinn und der Tod.
Und sie sogen sich voll
Mit Rauch und glänzendem Gelächter,
Und sie schrieben voneinander ab.

Oh Eleganz der Verzweiflung!
Oh täglich erneuerte
Lust letzter Worte,
Wenn die Würfel fielen!
Oh ihr Sonnenbrillen
Über den niemals endenden Reden
Von der Schönheit des Schweigens,
Von der Einsamkeit der Liebe,
Von der Verborgenheit
Des Geldes und des Lichts!
Ihr Sätze des Abschieds,
Ihr Sätze der Ausweglosigkeit,
Gesprochen in der Drehtüre,
Die auf die Straße führte,
In die Regentrübnis,
Wo das Taxi knurrte!

Jesus!

Das war eine Schule für Philosophie!
Und für Würfeln und Pokern
Und für das Morgengrauen
Der Poesie.

1995/2017

Das Gedicht fand ich, über zwanzig Jahre nach seiner absolut reinlichen Niederschrift auf einem Zettel, Anfang 2017 im Keller in einer Kiste. Das Gedicht kommt mir spanisch vor, als wäre es nicht von mir, obwohl es Motive aus meiner Kindheit aufgreift, denn meine Mutter trug jederzeit eine Sonnenbrille, liebte tiefgreifende Gespräche an Caféhaus-Tischen und verunglückte einmal auf dem Weg aus einem Café zum Taxi in einer Drehtür, aus der sie mich retten wollte, weil ich mich darin irgendwie verhakt hatte. Ob ich das Gedicht geschrieben, abgeschrieben oder übersetzt habe, war weder anhand meiner Aufzeichnungen noch durch Internetrecherche herauszufinden.

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