predigt (15.12.24)
liebe ameisen, heute muss ich mit der tür ins haus fallen, denn ich hatte einen tragfähigen gedanken diese nacht. er lautet so: es ist nicht die arbeit, die uns quält, es ist die innere qual, die uns zur arbeit treibt! so sprach der pfarrer eines sonntags zu seinem frommen haufen, die qual ist gottgegeben, fügte er hinzu, sie ist gut wie der keimtrieb der kartoffel und die wolken sind auch nicht umsonst so nah am wasser gebaut. erst heute morgen sah ich die dicke blonde gärtnerin vom grünflächenamt mit einem schlauch vor dem beet stehen und die sonne brachte den schiefkegel aus feuchtem staub zum leuchten, den kegel, der aus der schlauchspitze wuchs und sich anmutig und gnädig zu den stiefmütterchen und fackellilien niederbog. und wisst ihr was die sonne sonst noch mit den fruchtbaren tropfen anstellte? sie machte einen regenbogen um das ganze. aber natürlich, werdet ihr sagen, warum redest du so umschweifig und vor allem: wo soll da das wunder sein? hier meine antwort zum einrahmen, liebe gemeinde: keine ahnung ob das spiel von sonne und tropfen dem wachstum der pflanzen guttut oder nur zur ablenkung gelangweilter lichtstrahlen dient. im experiment ist sowas schwer nachzumachen. es kostet arbeit. aber wie gesagt, liebe gemeinde, es ist nicht die arbeit, die uns quält, es ist die lust auf regenbögen, die uns zur arbeit treibt. in ewigkeit amen.