Arthur Rimbaud: Illuminations* (01.08.24)
Enfance III
Au bois il y a un oiseau, son chant vous arrête et vous fait rougir.
Il y a une horloge qui ne sonne pas.
Il y a une fondrière avec un nid de bêtes blanches.
Il y a une cathédrale qui descend et un lac qui monte.
Il y a une petite voiture abandonnée dans le taillis, ou qui descend le sentier en courant, enrubannée.
Il y a une troupe de petits comédiens en costumes, aperçus sur la route à travers la lisière du bois.
Il y a enfin, quand l’on a faim et soif, quelqu’un qui vous chasse.
Kindheit III
im wald gibt es einen vogel, dessen gesang dich gefangen nimmt und dich erröten lässt.
es gibt eine uhr, die nicht schlägt.
es gibt ein sumpfloch mit einem nest weißer tiere.
es gibt eine kathedrale, die hinabsteigt und einen see, der aufsteigt.
es gibt einen kleinen wagen, der einsam im dickicht stecken blieb oder den weg hinabrollt, mit bunten schleifen umwickelt.
es gibt eine truppe von kleinen, kostümierten komödianten, man hat sie auf einer straße am waldesrand gesehen.
und schließlich gibt es, immer wenn du hunger hast oder durst, jemanden, der dich davonjagt.
* „Illuminations“ sind Illuminationen, also Erleuchtungen, zugleich ist es das englische Wort für (erhellende, erläuternde oder verzierende) Illustrationen in Büchern, vor allem Kupferstiche. Arthur Rimbaud (1854–1891) brachte die Prosagedichte, die unter dem Titel „Illuminations“ veröffentlicht wurden, mit Anfang 20 zu Papier. Er war in dieser Zeit auf Reisen in Frankreich, Belgien, England und Deutschland. Der französische Schriftsteller Sylvain Tesson kommentierte die Tatsache, dass die „Illuminationen“ sich schwer in einem linearen Sinn inhaltlich erklären lassen, in seinem 2022 erschienenen Buch „Un été avec Rimbaud“ („Ein Sommer mit Rimbaud“) wie folgt: „Nichts ist so dunkel wie die Erleuchtungen“. Er fügte hinzu: „Die starken Geister werden sagen: Was für ein Durcheinander. Die sensiblen Seelen werden sagen: Was für ein Grauen. Die aufmerksamen Leser: Die ganze Welt in 20 Gedichten!“